#Social Media – eingestaubt oder am Puls der Zeit?

COVID-19 hat das Leben schlagartig verändert. Menschen vermissen Freunde, Familie, den sozialen Umgang und flüchten ins Netz. Gerade jetzt kommunizieren viele – auch Ihre Patienten – über die sozialen Medien wie Facebook, Instagram, Twitter & Co. Laut einer aktuellen Hootsuite-Studie nutzen 38 Mio. Menschen in Deutschland Social Media. Das sind 45 % der gesamten Bevölkerung. Die Tendenz ist immer noch steigend. Aber die Landschaft verändert sich. Neue Plattformen wie TikTok treten in den Markt ein und tragen zur Diversifizierung der Netzwerke bei. Da verliert man schnell den Überblick. Wir geben Ihnen Einblicke aus unserem Agenturalltag und zeigen Ihnen, wie Sie Social Media in Ihrem Praxismarketing erfolgreich einsetzen, um Ihre Patienten dort abzuholen, wo sie sind, nämlich online.

 

#Das richtige Netzwerk finden.

Bevor Sie wild in sämtlichen Netzwerken Profile anlegen und darauf losposten, gibt es ein paar essenzielle Dinge, die Sie beachten sollten. Es bringt nichts, auf allen möglichen Netzwerken aktiv zu sein und darauf zu hoffen, dass die richtigen Patienten anbeißen werden. Sie sollten sich vorab überlegen, wen Sie mit Ihrer zusätzlichen Online-Präsenz erreichen möchten, wo sich diese Zielgruppe online bewegt und wie viel Zeit Sie investieren können und wollen. Unterschätzen Sie den Aufwand nicht. Je nach Zielsetzung und Intensität der Betreuung sollten Sie 1-2 Stunden am Tag dafür einplanen. Und zwar jeden Tag! Denn Kontinuität ist hier das Stichwort. Es reicht nicht, einmal im Monat ein Foto zu posten und darauf zu hoffen, dass ganz viele darauf aufmerksam werden. Je mehr Plattformen Sie bespielen, desto zeitintensiver ist es natürlich.

 

#Zielgruppe definieren.

Um sich erfolgreich in den sozialen Netzwerken zu positionieren, müssen Sie zunächst Ihre Zielgruppe kennen. Welche Zielgruppe möchten Sie ansprechen? Wer soll Sie wahrnehmen? Und auf welchen Kanälen sind Ihre Adressaten überhaupt unterwegs? Die für Sie wichtigsten Plattformen stellen wir im Folgenden kurz vor.

 

#Facebook.

Facebook hat ein etwas angestaubtes Image, ist aber immer noch mit Abstand das nutzerstärkste soziale Netzwerk und hat sich zu einer zentralen Informationsquelle für viele Menschen entwickelt. Hier können Sie sowohl Ihre Patienten über Ihre Behandlungsmethoden informieren oder Erkenntnisse aus neuen Studien präsentieren als auch nach neuen Mitarbeitern suchen. Sie können direkt mit Usern in Kontakt treten und private Nachrichten schreiben oder sogar Anrufe tätigen. Gerade zu Corona-Zeiten und diversen Unsicherheiten wird dieses Tool vermehrt zur Patientenkommunikation genutzt. Patienten schreiben sehr gerne im privaten Chat einer Facebook Page, dass Sie sehr zufrieden mit einer Behandlung waren, erkundigen sich, ob Sie der richtige Ansprechpartner für ihr Anliegen sind oder fragen nach einem Termin oder einer Terminverschiebung.

 

#Instagram.

Bei Instagram liegt der Fokus auf visuellem Content. Das heißt auf dieser Plattform postet man hauptsächlich Fotos und Videos. Wenn Sie und Ihr Team kamerascheu sind, wird das nicht das richtige Netzwerk für Sie sein. Falls Sie und Ihre Mitarbeiter aber gerne vor der Kamera stehen, sollten Sie in Erwägung ziehen, sich hier authentisch zu präsentieren. Denn Authentizität ist das A und O in der Online-Welt. Kurze Videos, sog. Stories, sind auf Instagram ein User-Magnet. Sie reihen sich – unabhängig vom Algorithmus – automatisch bei Ihren Followern vor und werden dazu genutzt, Szenen aus dem Alltag zu zeigen, Interviews zu führen, Praxisrundgänge zu machen, Teammitglieder vorzustellen, offene Stellen zu bewerben, aber auch Fotos und Infografiken zu zeigen. Diese Instagram Stories sind genau 24 Stunden online und bieten außerdem Platz, um Umfragen durchzuführen, mit kleinen Quizzen zu unterhalten oder „Challenges“ zu posten. Anders als Facebook dient Instagram vornehmlich der Unterhaltung als der Information. Die Aufmerksamkeit, die einem Posting geschenkt wird, ist deutlich niedriger.

 

#TikTok.

Der Trend geht immer mehr in Richtung Videoformat. So erfreut sich das jüngste Netzwerk auch in unseren Breiten immer größerer Beliebtheit und verhält sich analog zu Instagram. Allerdings werden hier nur kurze Videos gepostet, i.d.R. zwischen 15 und 60 Sekunden. Die Interaktionsmöglichkeiten sind eingeschränkt. Bisher ist TikTok hauptsächlich bei einer jungen Zielgruppe beliebt und wird meist informell genutzt. Sie sollten die Entwicklung jedoch beobachten, da sich dies schnell ändern kann.

 

#YouTube.

Wenn Sie gerne vor der Kamera stehen, wäre YouTube auch eine Option. Diesen Kanal nutzen vergleichsweise noch nicht so viele Ärzte und Praxen. Hier können Sie im Gegensatz zu Instagram oder TikTok deutlich längere Videos veröffentlichen, in denen Sie beispielsweise Ihre Kernkompetenzen erläutern oder auf Fragen von Patienten eingehen. Als Schönheitschirurg könnten Sie hier z.B. die Unterschiede von Brustimplantaten erläutern oder die Vorbereitung auf eine OP. Dermatologen könnten Patienten über den idealen Lichtschutzfaktor in Tagescremes aufklären oder Orthopäden über den Aufbau der Wirbelsäule. Lassen Sie Patienten durch dieses Medium an Ihrem Fachwissen teilhaben und geben Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen. Die YouTube Videos können Sie später auch auf Ihrer Praxishomepage einbinden.

 

#Teamwork is dreamwork.

Es hängt auch sehr von Ihrem Team ab, wie leicht es fällt, interessante und relevante Inhalte für Ihre Follower zu erstellen und zu teilen. Wir kennen Praxen, die fast täglich teils mehrmals neue Inhalte veröffentlichen, weil eine/r der Mitarbeiter/innen mal eben ein Handy zückt und ein lustiges, spontanes Video dreht und dieses hochlädt. Allerdings muss so ein Video auch zu der Außendarstellung passen, die Sie sich für Ihre Praxis vorstellen. Auch gibt es oftmals Mitarbeiter, die gar nicht online veröffentlicht werden wollen. Holen Sie sich in jedem Fall die schriftliche Genehmigung zuvor ein.

 

#Mit Social-Media-Strategie zum Erfolg.

Ein schlecht genutzter Social-Media-Kanal ist im besten Fall vertane Lebenszeit. Im schlimmsten Fall schaden Sie sich jedoch selbst durch eine unprofessionelle Darstellung im Netz. Definieren Sie also konkrete, messbare und vor allem auch realistische Ziele, die Sie in einem bestimmten Zeitraum erreichen möchten. Sie könnten sich beispielsweise vornehmen, Ihre Follower-Zahl um 100 Personen bis zum Monatsende zu erhöhen oder durchschnittlich 50 Likes pro Posting zu generieren oder mindestens 6 Kommentare zu erhalten. Halten Sie Ihr Ziel schriftlich fest und überprüfen Sie spätestens nach Ablauf des definierten Zeitraums die Ergebnisse. Hierzu werden von den Portalen oftmals Analysen zur Verfügung gestellt. Was hat funktioniert, was hat nicht funktioniert und warum? Wie sieht es bei Ihren Kollegen aus?

Um langfristig erfolgreich zu sein, sollten sie nicht planlos an die Online-Welt ran gehen. Es lohnt sich, einen konkreten Redaktionsplan im besten Fall für jedes Quartal, mindestens für einen Monat im Voraus zu erstellen und ein Teammitglied als Social-Media-Beauftragten einzusetzen. Ein paar Inhalte kann man schon im Vorhinein erstellen und mit sog. Social-Media-Management-Tools (wie Later, Buffer, Agora Pulse, Sprout Social oder Hootsuite) vorab programmieren und automatisch veröffentlichen lassen. So haben Sie unter der Woche nicht den Zeitdruck, sich hierum kümmern zu müssen. Anhand der Analysen können Sie auch herausfinden, wann Ihre Follower am aktivsten sind (beispielsweise unter der Woche in den Mittagspausen oder nur abends oder doch eher an den Wochenenden) und so Ihre Postings optimal platzieren, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erlangen.

 

#Aktivität zahlt sich aus.

Es geht nicht nur darum, viele Reaktionen von Nutzern zu erhalten und mit ihnen zu interagieren. Auch Sie dürfen aktiv werden. Schauen Sie sich die Inhalte von Kollegen an, kommentieren Sie sie, teilen Sie sie, grüßen Sie Kollegen und verlinken Sie deren Praxen in Ihrer Story. Möglichkeiten gibt es viele, um auf sich aufmerksam zu machen. Aber vergessen Sie nicht, dabei authentisch zu bleiben und sich nicht zu verbiegen. Es hilft nichts, die hippeste Praxis zu verkörpern, wenn Sie dies gar nicht sind. Denn dann haben weder Sie Spaß, noch Ihre Follower.

 

#Mitarbeiter in den sozialen Medien finden.

Sie können nicht nur Ihre Patienten auf Social Media erreichen, sondern auch potenzielle Mitarbeiter. Durch sogenanntes Employer-Branding können Sie durch einen gelungenen Online-Auftritt potenzielle Mitarbeiter begeistern und sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Der Interessent gewinnt bereits Einblicke ins Team und in den Praxisalltag und kann sich im besten Fall mit Ihnen identifizieren. Stellenanzeigen können Sie natürlich, wie jedes andere Posting auch, bewerben. So können Sie Aufmerksamkeit käuflich erwerben.

 

#Fazit.

Konsistenz ist der Schlüssel. Es ist nicht wichtig, auf allen Plattformen vertreten zu sein. Vielmehr ist es essenziell, sich zielgruppenorientiert für eine oder mehrere Plattformen zu entscheiden und diese regelmäßig (!) zu bespielen. Die laufende Interaktion mit anderen Usern und die Reaktion auf Anfragen und Kommentare sind elementar. Wird Ihre Social-Media-Präsenz nicht regelmäßig für neue Inhalte genutzt, wird der Algorithmus Sie nicht mehr auf den ersten Plätzen Ihrer Follower platzieren. Posten Sie mindestens (!) 1x pro Woche.

Ob Sie Ihre Social-Media-Kanäle selbst pflegen oder diese Aufgabe an die Agentur Ihres Vertrauens abgeben, bleibt natürlich Ihnen überlassen. Verbiegen Sie sich nicht und bleiben Sie authentisch. Eine Social-Media-Präsenz dient nicht zum Selbstzweck, sondern soll einen konkreten, messbaren Nutzen für Ihre Praxis erfüllen.

 

 

Foto: ESB Professional | Shutterstock